„Woodstock of Snowboarding“ am Arlberg – DIE „FLIPPIGE WELLE“ RAUSCHT INS TAL –

Es ist ein strahlender Aprilmorgen am Albonagrat, oberhalb von Stuben am Arlberg in Österreich. Die Berge begrüssen den neuen Tag schon früh mit einem zart rosa Glühen,welches sich jetzt in einen wahren Lichterfluss verwandelt. Das atemberaubende Panorama ist in Szene gesetzt. Die Schneekristalle funkeln gleichsam Diamanten in der schon warmen Frühlingssonne. Ich schwebe mit vielen anderen Snowboardern dem Gipfel entgegen. Wie ein grell bunter Wurm stapfen wir durch den weißen Schnee zum Startplatz. Schrill strahlen die neon bunten 80-er Jahre Outfits der FahrerInnen vor der majestätischen Kulisse.
Ein Startkommando durchbricht meine Träume und die hinter Nebel und Schneefall lauernde, sagenhafte Bergidylle. Der Wettergott meinte es dieses Jahr nicht gut mit den Veranstaltern , das hatte aber keinerlei Auswirkungen auf die Begeisterung aller Mitwirkenden.
Über 400 Soulsurfer laufen ,aufgeteilt nach den Kategorien,LBC Masters,Old School und No School, gleichzeitig los. Unter Gelächter und Gegröle, wild fuchtelnd mit ihren Sportgeräten unter dem Arm, geht es auf die Kuppe ,auf der hektisch angeschnallt wird. Schon rauscht die flippige Welle auf der Rennstrecke von dem wegen Nebel ,vom Albonagrat auf die Mittelstation, verlegten Start in das unten liegende Ziel im Dorf Stuben.
Das „Woodstock of Snowboarding“ ist hier . Eine ganze Historie des Snowboardens stürzt sich durch den Nebel und weichen Schnee hinab ins Tal , manche Boards sehen tatsächlich aus, als seien sie der Großmutter beim Bügeln entwendet worden, andere machen mich dankbar , daß die Entwicklung der Bretter schon auf dem heutigen Stand ist. Eine große Schneebrett Familie , die vom 65 jährigen Snowboardveteran bis zum süßen 5-järigen Snowboardkid, von hochkarätigen Snowboardpionieren und aktuellen Profis bis zum absoluten Amateur nur eins im Sinn hat, Snowboarden, Fun und Rock n´Roll. Spektakuläre Stürze und die Überflüge des ersten deutschen FWT(Freeride World Tour) Fahrers, Johannes Schnitzer, des Allgäuers Matthias Jorda und des Old Schoolers Jakob Maximi prägen das Rennen. Auch bei den Mädels ist es nicht langweilig, die Münchnerin Petra Schwarz ,die Österreicherin Liz Kristoferitsch und Happy Stepp aus Kanada rocken die Albona.
Aber es geht hier eigentlich nicht um die schnellste Zeit, hier zählt vor allem der gemeinsame Spirit.
So gestaltet sich dann nach dem gemeinsamen Mittagessen auch die Siegerehrung. Die Gewinner erwartet der Respekt der Boardgemeinde, eine Bulldogge als Pokal . Zu Beginn der Siegerehrung stellt der Moderator Chris in einem fast magischen Moment die Zukunft des Snowboardens vor. Fast 15 Kids im Alter von 5-13 Jahren, die ebenso alle die anspruchsvolle Strecke bewältigt haben. Die echte Begeisterung aller Anwesenden,ehemalige und aktuelle Snowboardprofis schießen wie viele andere zur Erinnerung ein Handyfoto von den Kids, macht mich fast sentimental.
Spätestens jetzt versteht man, warum sich Snowboarden nie einfach in irgendeine Ski-Schublade stecken lassen wollte, aus den Schuhen einer Jugend-oder Subkultur längst entwachsen ,ist klar: Snowboarden ist Kultur. Es gibt keine andere Sportart, die sich so zelebriert .

Nach einem  filmischen Ausflug in die Snowbard Historie am Abend feiert die Snowboard Community  bis tief in die Nacht gemäß dem Motto des Veranstalters Paul Gruber

„…keeping the woodstock of snowboarding alive“

und  trägt ihn beim Stage Diving, nicht nur sprichwörtlich ,auf Händen.
Der Einladung des Veranstalters ,Schweizer Snowboardpioniers und Begründer der ersten europäischen Snowboardmarke CRAZY BANANA, Paul Gruber folgt die internationale Snowboard Prominenz jedes Jahr zahlreich.

Unter ihnen war in den vergangenen 15 Jahren alles , was im Snowboard Business Rang und Namen hat, Goldmedaillen Gewinner, Olympia Teilnehmer,Weltmeister und wahrhaftige Snowboardlegenden wie 2014 der 65-jährige Californier Chuck Barfoot, einer der vier Erfinder des Snowboards. Chuck baute in Amerika zunächst mit seinem ,2013 verstorbenen, Freund Tom Sims ,Snowboards, bevor er seine eigene Snowboardmarke“ Barfoot Snowboards“ gründete. Der 65- jährige, der noch nie zuvor in Europa war und ohne Unterbrechung von Fans belagert wurde, zeigte sich begeistert von diesem authentischen Snowboardevent ,

„snowboarding is life“ – „Ich bin beeindruckt von dem anspruchsvollen Gelände und von der Atmosphäre, hier merkt man das Snowboarden LEBEN ist.“

Mit dem mehrfachen Snowboard Weltmeister und Halfpipe Spezialisten Mike Jacoby aus Oregon war im letzten Jahr eine weitere hochkarätige amerikanische Legende am Start. Der 44-Jährige ehemalige Burton Profi, der den weiten Weg extra für diese Veranstaltung auf sich nahm, erinnerte sich angesichts der historischen Atmosphäre ,an seine Snowboardanfänge :

Ein Augenblick , den ich niemals vergessen werde. Es war wie ein Traum , das Schweben im Powder. Ich wollte immer nur Surfen und da begann es. Ich liebe es. Ich habe mir ein eigenes Snowboard gebaut und ging damit in den Tiefschnee , als ich die ersten Turns fuhr , war es anders als beim Surfen , aber toll . Ich fuhr aber ziemlich schnell auf einen Baumstumpf und das Board brach. Die Versuche ,mir selbst ein Board zu bauen , habe ich dann aufgegeben, aber meine Eltern haben mir ein neues Burton Board gekauft. Von da an war ich nicht mehr von dem Brett herunter zu bringen.“

Die „ Longboard Classic“ wartete  auch dieses Jahr mit legendären Gästen auf, unter anderem den Pogo-Jungs Martin Sammet & Jogi März ,dem Franzosen Serge Dupraz und dem deutschen Snowboard Urgestein , Peter Bauer..
Für die über 400 Boarder ,die jährlich zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung pilgern, ist schon jetzt der 9. April 2016 ein fester Termin im Kalender , wenn es in dem kleinen Ort Stuben am Arlberg wieder Zeit ist für
„SNOWBOARDING, PEACE AND MUSIC“.

mehr fotos: https://flic.kr/s/aHsk9QoqeZ    www.longboardclassic.com