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La Grave/la Meije…. Mythos…? … eine kleine Geschichte…

…wir sind spät dran, es ist seit Grenoble dunkel, das Navi sagt immer noch , daß wir auf eine Vollsperrung zu fahren und dringend auf die 3 Stunden längere Umleitung abbiegen sollen. Vertrauend auf die Email unserer via Internet gebuchten Unterkunft ,taste ich mich über die engen, schneefreien Passstraßen langsam voran. Irgendwann jedoch merke ich , daß ich fast in Les Deux Alps bin.

“ Mist, jetzt habe ich doch irgendwo die Abzweigung auf die vielbeschriebene , mir mehrfach vom Tourismusbüro und von der Unterkunft angekündigte Route de secours verpaßt.“

“ Vielleicht war es doch die unbeleuchtete steile Einfahrt nach links unten. „

Noch einmal daran vorbeigefahren, habe ich die, für mich abenteuerlichste Straße seit langem gefunden. Gerade so zweispurig, meist jedoch zu eng, ständig mit großen Warnschildern versehen, die vor Gefahr von oben, wie vor Gefahren nach unten warnen, schlängelt sich die Straße in mittiger Höhe an einem überaus steilen, porös-steinigen Bergabhang entlang, der über einem im Dunkeln lauerndem See thront. Jedesmal, wenn mir ein Auto entgegenkommt, bin ich heilfroh auf der Berginnenseite zu fahren und denke schon über einen anderen Rückweg nach, als ich mich endlich auf der ursprünglichen Nationalstraße wiederfinde.

Die „Pays des Ecrins“ begrüßen mich, nach einer kurzen Verschnaufpause sind die paar  restlichen Kilometer nach  La Grave schnell geschafft.

Der Ort erscheint ruhig in typisch französischem Straßenlicht, nur wenige Häuser sind beleuchtet. Es ist 2 Tage vor Sylvester und es gibt keinen Schnee.

Nachdem wir endlich unser im Dunkeln liegendes Gîte, bzw. den Eingang, gefunden haben, machen wir uns zu Fuß auf in den, aus vielen Geschichten von Freunden beschriebenen, mystischen Ort.

Es ist 19.00 Uhr und keine Menschenseele unterwegs, ein paar Läden sind beleuchtet, in der Auslage Powderlatten, Safety Equipment, Bekleidung. Einige Läden sind dunkel, die Bars der Hotels sind leer, nicht wenige Restaurants befinden sich scheinbar im Winterschlaf. Erst in der Mitte des, goldgelb in der Nacht leuchtenden Ortes tut sich etwas. In dem einzigen Lebensmittel- und Andenkenladen gehen ein paar Menschen ein und aus.

Zurück in unserem Gîte sind wir nach einem typisch französischem und ebenso typisch hervorragendem Abendessen, gespannt auf den morgigen Tag,  der zwar immer noch keinen Schnee, dafür aber viel Sonne verspricht und legen uns in unsere, sehr in die Jahre gekommenen Etagenbetten.

Der Morgen beginnt vielversprechend mit Kälte und Sonnenschein.

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La Meije könnte beeindruckender nicht sein, friedlich in der Sonne liegend, zieht sie uns nahezu magisch in der Téléferique, die einem Industriedenkmal gleicht, nach oben.

Die markante in den Farben weiß, gelb, gelborange,orange, rot leuchtende Fünfergondel ächzt und erzählt leise ihre Erlebnisse der letzten 40 Jahre.

Der Wind pfeift durch die nicht mehr ganz schließenden Türen.

Immer wieder bleibt die Gondel stehen, als wolle sie auf die faszinierende, in ihrer nahezu unberührten Pracht dargebotene Natur aufmerksam machen.

Zeit gewinnt eine andere Dimension.

Fest im Glauben man könnte nicht noch mehr beeindruckt werden, als von dieser fast 40 minütigen Fahrt, werde ich beim Öffnen der Tür der oberen Liftstation von der Sonne so geblendet, daß mein Auge eine Weile braucht, um die Bilder dieser unglaubliche Schönheit, die strahlende Magie dieses Bergpanoramas an das Gehirn weiterzuleiten. Ein Traumtag auf dem Glacier de Girose. Ich kann mich gar nicht sattsehen, an den Gletscherspalten, dem Eis, dem imposanten Gletscher.

Bier,Tarte aux Myrtilles und Chocolat chaud sind zum Abschluß des Tages im Genuß nicht zu beschreiben. Auf der sonnigen Holzterasse des Gipfel-Restaurants auf 3600 Metern Höhe,  hänge ich, gefangen in der Magie der majestätischen Gipfel, dem Tag träumend nach.

„Ein atemberaubender Traum in seiner ganzen Schönheit, bei Tiefschnee mit dem Snowboard oder den Ski durch diese wilde Magie schwebend über 2200 Höhenmeter wieder nach La Grave einzutauchen.“

Mangels Schnee begebe ich mich, zufrieden allein mit diesen Gedanken,  in die Liftstation, um mit der inzwischen von mir heißgeliebten Gondel wieder nach La Grave zu fahren.

„Quand il neige sur la Meije,…..“

singen alle Gäste, Einheimische und Touristen, des“Soirée tropical“, einer skurillen, pure Lebensfreude ausstrahlenden Sylvester-Feier im Gemeindehaus, bevor um Mitternacht draußen auf dem großen Platz gegenüber von La Meije in aller Stille Himmelslaternen angezündet,  mit vielen unterschiedlichen Wünschen in die sternenklaren Nacht aufsteigen und

die magische Bergwelt rund um La Grave, das mystische Paradies, zum Leuchten bringen.

….“Quand il neige sur la Meije , les glaciers sont au paradis.“

….“Wenn es auf der Meije schneit, sind die Gletscher im Paradies.“

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